Mittwoch, 26. November 2014

Cantemus on tour: Paula und das internationale Glück des Singens

Singen vereint -  auf der ganzen Welt

Seit ich sechs Jahre alt bin, singe ich im Cantemus Chor. Singen, das ist seitdem ein fester Bestandteil meines Lebens. Damit ich das Singen nicht vermisse, habe ich mich bei einem Praktikum in Kamerun auch auf die Suche nach einem Chor gemacht. Gelandet bin ich beim Presbyterian Church Youth Choir in Buea, einer kleinen Stadt am Fuße des Mount Cameroon.
Die erste Probe sollte um vier Uhr losgehen. Da ich mit der Art und Weise, wie kamerunische Uhren laufen, nicht ganz unvertraut war, bin ich um fünf gekommen, um dann festzustellen, dass erst drei Sänger_innen da sind. Als zumindest jede Stimme vertreten war, fingen wir an. Meine Nachbarin im Alt versicherte mir noch beruhigend, dass es meistens Noten gibt und die Lieder nicht schwer seien. Was dann aber auf den ausgeteilten Zetteln stand, hatte ich noch nie gesehen. 
Ein komisches Gewusel aus r, s, f, d, m, … mit unleserlichem Text darunter. Dann fingen die Stimmen an, ohne jede Anleitung ihren Teil der Stimme einzuüben. Ein Durcheinander von do, do, la, re, mi, mi, … erklang. Mich schien es als Einzige zu irritieren, dass die Stimmen neben, vor und hinter mir an einer ganz anderen Stelle probten und ich meine eigenen Sitznachbarinnen nicht laut genug hörte. Wenigstens wurde mir langsam klar, was das Gewusel aus r, s, f, d, m, … ist. 
Aus Chor A und vom Einsingen kennen wir alle noch die do, re, mi, fa, sol Übungen, aber das als Noten vor mir zu sehen und zu hören, wie alle um mich rum diesen Buchstabenwirrwarr komplett vom Blatt singen können, hat mich schwer beeindruckt. Auch ein Klavier und einen Chorleiter habe ich vergeblich gesucht. Einer der älteren Studenten hat die Leitung übernommen und eine Stimmgabel und Trommel gibt Ton und Rhythmus an. Als am Schluss noch ein afrikanisches Lied angestimmt wurde, dass mit einer Leichtigkeit und Sorglosigkeit erklang, lief mir ein Schauer den Rücken hinunter und ich ging beseelt aus der Probe. Nicht nur das Singen lies mich jede Woche wiederkommen, sondern auch die Herzlichkeit mit der ich aufgenommen wurde. Alle wollten wissen, wer ich bin und was ich mache, als Weiße in Kamerun.

Von Motetten von Bach bis hin zu Liedern auf Zulu und Bakwarian haben wir viel geprobt, um am Sonntag in der Kirche zu singen. Ich wurde kurzerhand auch in traditionelle Kleidung gesteckt und durfte nach einer Probe schon am Sonntag mitsingen. Es war die Neuigkeit des Tages, dass im Jugendchor jetzt eine Weiße singt. Die drei bis vierstündige Kirche war zwischen den fröhlichen Studenten des Chores auszuhalten und der unglaubliche Klang des Chores hat die Zeit ein wenig kürzer erscheinen lassen. So sollten ab da viele meiner Sonntage aussehen.

Auch wenn vieles anders war, als ich das vom Chor zuhause gewohnt bin und ich mich manchmal fremd gefühlt habe, das Gefühl, gemeinsam zu singen, ist wohl das gleiche, überall auf der Welt. Das Empfinden, sofort in eine Gemeinschaft aufgenommen worden zu sein, kam sicher nicht nur von der Offenheit der Kameruner, sondern auch vom gemeinsamen Singen. Zurück in Deutschland ist es schön zu wissen, dass in Buea, tausende Kilometer weit weg, junge Menschen zusammen singen, so wie wir hier zusammen singen, und Menschen auf der ganzen Welt zusammen singen.


Paula Aschenbrenner

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